Aktuelles

Fachgespräch

von Dr. Laura Schlichting

„‚Ganztag als Lebensraum‘: Was verändert der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Familien?“

Mainz, 29.09.2021. Die Arbeitsgemeinschaft der Familienorganisationen Rheinland Pfalz (AGF), in der der Landesverband kinderreicher Familien Rheinland-Pfalz gegenwärtig die Federführung inne hat, lud zu einem Fachgespräch zum aktuellen Thema der schulischen Ganztagsbetreuung aus Sicht von Familien ein. Im Tagungszentrum Erbacher Hof in Mainz gingen am 29.09.2021 die VertreterInnen der Familienverbände und interessierte Gäste aus Politik, Verwaltung und Schule der Frage nach, wie es gelingen kann, im Rahmen der Ganztagsschule einen ganzheitlichen Blick auf die Kinder und ihre Familien zu wahren.

Herr Johannes Jung, der als Projektleiter des Ausbauprogramms zum Ganztagsschulangebot bis 2018 tätig war, übernahm nach wiederholt kurzfristiger Absage der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin ihren Redeanteil. Obwohl Jung zwar seit drei Jahren offiziell aus dem Dienstleben ausgeschieden ist, arbeitet er weiterhin mit dem Bildungsministerium in beratender Funktion für Schulen, Schulaufsichtsbehörden, Schulträgern und dem Pädagogischen Landesinstitut zusammen. In einem Impulsvortrag ging er auf die politischen Rahmenbedingungen der Ganztagsschule ein. So skizzierte er die jahrelang steigenden Investitionen und Bemühungen in diesem Bereich. Allein seit 2002 wurden 1,5 Mrd. Euro für das Ganztagskonzept in Rheinland-Pfalz ausgegeben. Wider Erwarten hatte die Bundesregierung noch kurz vor Ende ihrer 19. Legislaturperiode dem Gesetz mit Änderungsforderungen zugestimmt.

In seinem Vortrag über „Ganztag als Lebensraum gestalten“ erläuterte Clemens Wilhelm, Direktor der saarländischen Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen, im Anschluss sehr kurzweilig und informativ darüber, wie „das System Schule den roten Faden“, wie er es nennt, „nicht verliert“. Ganztagsbetreuung an seiner Schule funktioniert auf mehreren Ebenen, unter größtmöglichen Einbeziehung von MitarbeiterInnen aus allen schulischen, pädagogischen und institutionellen Bereichen und in direkter Kommunikation zwischen Kind, Lehrpersonal und Eltern. Kinder lernen da am besten, wo sie sich wohlfühlen, weshalb Wilhelm sich für eine angenehme Lernatmosphäre, die sich sowohl in der äußeren Architektur der Klassenzimmer und des Schulgebäudes als auch in der inneren Architektur, nämlich der Haltung und Einstellung des pädagogischen Personals widerspiegelt, einsetzt. „Schule als Lebensraum ist in unserer Schule längst Programm“, bilanziert Wilhelm.

Die neue Bundesregierung muss das Thema der offenen und gebundenen Ganztagsschule konsequent weiterführen und -denken. Sie muss berücksichtigen, dass es auch finanzielle Ressourcen für ausgebildetes Personal braucht, denn nur so können die Vorgaben des Rechtsanspruchs für Schulkinder auf Ganztagsbetreuung nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ bis 2029 angegangen werden.

Herr Johannes Jung

Herr Clemens Wilhelm

 

 

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